Neulich saß eine Klientin mir gegenüber. Sie sagte nur einen Satz – aber der traf mitten ins Herz: „Mein Mann hat kein sexuelles Interesse mehr an mir.“
Sie sprach ihn leise aus. Fast schamvoll. Als sei das ein persönliches Versagen.
Dabei erzählt dieser Satz von so viel mehr: von Enttäuschung, Unsicherheit, Distanz. Aber auch von einer großen Sehnsucht – nach Nähe, nach Gesehenwerden, nach Berührung. Körperlich und emotional.
Vielleicht erkennst du dich wieder. Vielleicht grübelst du auch: Warum hat mein Mann kein sexuelles Interesse mehr an mir? Was ist passiert? Warum fühlt sich alles so anders an? Und vor allem – wie kommen wir da wieder raus?
Eine andere Frau schrieb mir einmal in einer Mail: „Ich kann mich nicht erinnern, wann wir das letzte Mal geknutscht haben. Also so richtig.“
Dieser eine Satz sagt alles: Es fehlt nicht nur an Sex – es fehlt an Verbundenheit.
In diesem Artikel geht es nicht um schnelle Lösungen oder gut gemeinte Ratschläge. Es geht darum, hinzuschauen. Die Dinge zu verstehen. Und zu erkennen, dass es Wege gibt – selbst dann, wenn sich gerade alles blockiert anfühlt.
Mein Mann hat kein sexuelles Interesse mehr an mir – dieser Gedanke nagt. Denn er berührt etwas ganz Zentrales: unser Bedürfnis nach Bestätigung, nach Begehrtwerden, nach körperlicher Nähe.
Wenn dieses Bedürfnis dauerhaft unerfüllt bleibt, wird daraus oft ein schleichender Schmerz. Viele Frauen ziehen sich zurück. Andere beginnen, sich zu rechtfertigen – oder die Schuld bei sich zu suchen.
Doch so verlockend diese Erklärung auch ist: Die Realität ist meist vielschichtiger.
Sexuelle Unlust entsteht nicht über Nacht – und sie ist selten ein Ausdruck mangelnder Liebe.
Stress im Job, Überforderung, schlaflose Nächte, emotionale Verletzungen, unbewusste Ängste oder auch ein über Jahre gewachsenes Missverständnis in der Beziehung – all das kann dazu führen, dass Nähe immer schwieriger wird.
Und manchmal ist es einfach der Alltag, der alles überdeckt.
Was jetzt hilft? Nicht warten, bis der Frust überkocht. Sondern ansprechen, was dich bewegt. Und gemeinsam schauen, was ihr braucht – und was euch wieder zusammenbringt.
Manchmal beginnt es leise. Ein flüchtiger Kuss wird zur Ausnahme. Berührungen werden seltener. Gespräche über Nähe versanden oder werden vermieden.
Und irgendwann wird aus einem Bauchgefühl Gewissheit: Irgendwas stimmt nicht.
Vielleicht schlaft ihr nebeneinander ein – aber ihr fühlt euch wie in zwei verschiedenen Welten. Vielleicht gibt es keine Annäherungsversuche mehr. Vielleicht reagiert er gereizt, wenn du das Thema ansprichst.
Diese Anzeichen tun weh. Und sie machen etwas mit uns: Wir fangen an, uns infrage zu stellen. Vielleicht sogar den ganzen Wert der Beziehung.
Dabei geht es nicht darum, jemanden zu beschuldigen. Sondern darum, das eigene Erleben ernst zu nehmen. Denn wenn körperliche Nähe fehlt, fehlt oft auch ein emotionales Band. Und das betrifft nicht nur die Sexualität – sondern die Verbindung insgesamt.
Die Frage, die sich fast alle Frauen stellen, lautet: „Liegt es an mir?“
Und die ehrliche Antwort ist: sehr wahrscheinlich nicht.
Warum hat mein Mann kein sexuelles Interesse mehr an mir? Die Gründe sind oft komplex – und selten bist du der Auslöser.
Hier einige mögliche Ursachen:
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Ein Gespräch über Sex zu führen, wenn das Thema bereits belastet ist, kostet Mut. Denn es macht uns verletzlich.
Trotzdem ist genau das der erste Schritt: Sag, wie du dich fühlst. Ohne Schuldzuweisung. Ohne Erwartungshaltung. Sondern als Einladung zum Austausch.
Du könntest sagen:
„Ich spüre, dass sich etwas verändert hat zwischen uns. Ich vermisse deine Nähe – und ich frage mich, wie es dir damit geht.“
Vielleicht antwortet er erst mal knapp:
„Ich hab doch gar nichts gemacht.“ Und du denkst: „Eben.“
Oder er sagt: „Ich weiß auch nicht, mir fehlt einfach die Lust.“
Und du erwiderst leise: „Mir fehlt nicht nur die Lust. Mir fehlst … du.“
Diese Sätze öffnen Räume. Sie zeigen, dass es dir nicht darum geht, Druck zu machen – sondern Nähe zu schaffen.
Sexuelle Nähe entsteht nicht im luftleeren Raum – sondern im Alltag. In kleinen Momenten des Gesehenwerdens. In Berührungen, Blicken, Gesten.
Vielleicht geht es gerade nicht um das große Comeback im Schlafzimmer – sondern um das erste vorsichtige „Wir“ nach einer Phase der Entfremdung.
Was ihr jetzt tun könnt:
Gerade wenn Müdigkeit und sexuelle Unlust beim Mann mit hineinspielen, braucht es Geduld – und oft beginnt alles mit einem liebevollen Blick oder einer stillen Umarmung.
Wenn Gespräche ins Leere laufen, der Frust wächst – oder ihr beide euch unverstanden fühlt, kann es sinnvoll sein, sich Hilfe zu holen.
Eine Paarberatung ist keine Niederlage. Im Gegenteil: Sie ist ein starkes Zeichen dafür, dass euch eure Beziehung wichtig ist.
Ein neutraler Raum, eine strukturierte Begleitung, neue Impulse – all das kann helfen, festgefahrene Muster zu lösen und wieder ins Gespräch zu kommen.
Dabei geht es nicht nur um Sexualität – sondern um Verbindung, Vertrauen und das gemeinsame Wachsen.
Mein Mann hat kein sexuelles Interesse mehr an mir – das klingt wie ein Schlussstrich. Aber das ist es nicht. Es ist ein Zustand. Und Zustände lassen sich verändern.
Nicht über Nacht. Nicht mit einem magischen Knopf. Aber mit kleinen, ehrlichen Schritten. Mit Gesprächen. Mit echtem Zuhören. Und vor allem: mit der Bereitschaft, einander wieder neu zu begegnen.
Denn Intimität ist mehr als Sex. Sie ist das Gefühl, gesehen zu werden. Sich sicher zu fühlen. Verbunden zu sein – auch dann, wenn es schwierig ist.
Gebt euch diese Chance.
P.S.: Sexuelle Unlust kann auch medizinische Ursachen haben – zum Beispiel hormonelle Veränderungen, Nebenwirkungen von Medikamenten oder körperliche Erkrankungen. Eine ärztliche Abklärung kann helfen, Klarheit zu gewinnen und mögliche körperliche Ursachen auszuschließen. Das gibt Sicherheit – und manchmal auch neue Perspektiven.
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Und denk dran: Liebe beginnt nicht im Bett – aber manchmal findet sie genau dort zurück.